Melanie Johst und Janine Sohnsmeier

Melanie Johst und Janine Sohnsmeier (v. l.) – Die Sachbearbeiterin für das Bewerbermanagement und die Geschäftsführerin der HKF Personalprojekte GmbH.

Die HKF Personalprojekte GmbH in Kirchlengern ist die erste – Achtung: jetzt kommt das böse Wort! – Zeitarbeitsfirma, die ich für meinen Jobsucher-Podcast besuchen durfte. Mit der 32-jährigen Geschäftsführerin Janine Sohnsmeier und der 30-jährigen Sachbearbeiterin für das Bewerbermanagement Melanie Johst, erklärten sich gleich zwei nette Damen zum Interview bereit. Richtig spannend fand ich es zu hören, wie oft die beiden sich selbst schon beworben haben und das sie durchaus aus eigener Erfahrung wissen, wie sich Orientierungs- beziehungsweise Arbeitslosigkeit anfühlt. Seit der Heimfahrt denke ich sehr viel über das „witzigste“ Erlebnis im Bewerbungsprozess nach. Die Schilderung der hypernervösen Bewerberin erinnerte mich doch sehr an „Das Bild hing schief“ von Loriot und hat damit durchaus eine – lieb gemeinte – humorvolle Komponente. Doch mal im Ernst: Was kann ich tun, wenn mich die Verunsicherung voll im Griff hat und sie sich immer weiter aufschaukelt?

 

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Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Einmal saß ich im Büro einer Führungskraft und musste warten, bis mein Gesprächspartner rein kam. Das Zimmer, die Stühle, … alles kam ziemlich wuchtig daher und verunsicherte mich irgendwie. Als der Chef endlich kam zog er – ich kann es nicht anders sagen – eine ziemliche Show ab. Hinterher (da ist man ja bekanntlich immer schlauer) habe ich mich gefragt: Was war das denn?!? Ich bin heilfroh, dass es kein Video davon gibt, wie ich da sitze. Ich habe mich lange über dieses Gespräch geärgert und aufgeregt und mich gefragt, warum das so ist. Ich bin der Sache auf die Spur gekommen und habe viel über mich selbst gelernt. Seitdem ist mir das nicht mehr passiert. Das zu analysieren und im Gespräch mit sich selbst und mit Freunden der Sache auf den Grund zu gehen, ist glaube ich der Weg, um beim nächsten Mal lockerer zu sein. Als Coach würde ich diesen Klärungsprozess bei meinen Klienten natürlich mit liebevollen Provokationen etwas beschleunigen. 😉 Mein Vorschlag im Audio-Interview, aus der Nervosität eine Figur zu entwickeln, mit der ich dann Comedy machen kann, ist durchaus auch ernst gemeint. Ich finde es gibt keine Schwächen. Es gibt nur Stärken im falschen Umfeld.

Nervosität kennt Janine Sohnsmeier auch

Nervosität kennt Janine Sohnsmeier auch. Um ihren Ausbildungsplatz als Bürokauffrau zu bekommen, hat sie reichlich Bewerbungen verschickt. Den Job danach bekam sie schnell. Doch dann wurde sie arbeitslos, schrieb viele Bewerbungen, bekam trotzdem keine Stelle und machte sich richtig Sorgen. Und sie bekam einen Anruf von Alexander Fürst, dem anderen Geschäftsführer von HKF Personalprojekte, der ihr Profil bei der Agentur für Arbeit gesehen hatte. Er versuchte, sie als neue Mitarbeiterin zu gewinnen. Zeitarbeiter kannte Janine Sohnsmeier aus den Unternehmen, bei denen sie vorher gearbeitet hatte. Und sie hatte Vorbehalte. Genau wie ich, wenn ich ehrlich bin, denn auch ich wurde mal als Zeitarbeiter ausgeliehen. Es war grauenhaft. Manche Kunden des Personalverleihers, für den ich vor 20 Jahren mal gearbeitet habe, behandelten mich wie den letzten Dreck. Das Gespräch mit HKF habe ich trotzdem gesucht, weil ich Janine und Alexander schon vor einer ganzen Weile bei diversen Treffen der Wirtschaftsinitiative des Kreises Herford (IWKH) als sehr freundliche, engagierte und hilfsbereite Menschen kennengelernt habe. Und ich finde, das Interview hat sich mehr als gelohnt.

Melanie Johst gehörte zu der unentschlossenen Fraktion. Wer kennt es nicht?! 😉 Nach dem Abi konnte sie sich nicht für einen Beruf entscheiden, schicke fünf oder sechs Bewerbungen raus und schrieb sich schließlich an der Uni ein. Dann wollte sie doch lieber arbeiten. Eine Bewerbung reichte und sie bekam einen Job in der Personalabteilung der Agentur für Arbeit. Der Vertrag war auf zwei Jahre befristet und sie wurde während dieser Zeit auch im Jobcenter eingesetzt. Danach hat sie sich wieder an der Uni eingeschrieben. Weil ihr das Arbeiten gehen doch noch im Kopf rum spukte hat sie einfach mal „ein bis zwei Bewerbungen weg gehauen“. Sie landete das erste Mal bei einem Personaldienstleister. Von da aus ging es zu HKF.

95 Prozent der Bewerber werden eingeladen

Die Geschäftsführerin ist zuständig für die Bewerbungen der Leute, die bei HKF selbst eingesetzt werden. Deshalb hat sie auch Melanie Johst eingestellt. Die wiederum kümmert sich um alle Mitarbeiter, die ausgeliehen werden. Im Schnitt kommen laut Johst fünf Bewerbungen pro Woche rein: „Die meisten nach dem Wochenende gleich am Montag .“ Genau wie bei „normalen“ Unternehmen, wird die einzelne Bewerbungsmappe in weniger als fünf Minuten durchgeguckt: „Manche rufen auch einfach an, kommen direkt vorbei und bringen die Unterlagen mit.“ Bei Helfern sind die Mappen nicht so wichtig. Da reicht ein Lebenslauf ohne großes Drumherum der gerne mal lose zusammengefaltet mitgebracht wird. Bei kaufmännischen Jobs wird das Schriftliche dann schon wichtiger. Diese Bewerber sollten laut Johst in der Lage sein, eine Bewerbung im ordentlichen Zustand ohne Schreibfehler abzuliefern: „Obwohl ich Kaufleute bei passenden Qualifikationen und passendem Lebenslauf auch mit Fehlern in den Unterlagen einlade, wenn die Bewerbung keine Vollkatastrophe ist.“ Der große Unterschied zum direkten Einstieg in ein Unternehmen ist, dass 95 Prozent der Jobsucher zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden.

Die Persönlichkeit ist auch beim Personaldienstleister das wichtigste Einstellungskriterium. Beim Einsatz im eigenen Haus lässt sich gut einschätzen, ob jemand ins Team passt. Das für einen Kunden zu beurteilen ist schon schwieriger, vor allen Dingen, weil der Mitarbeiter ja vielleicht in mehr als einem Unternehmen und damit auch Team eingesetzt wird. Die meisten ihrer Kunden kennen Sohnsmeier und Johst schon lange und können die Lage deshalb gut einschätzen: „Die Grundbausteine sind überall gleich und wenn es mal nicht passt, können wir den Einsatz kurz halten.“

Neuer Trend: Fachkräfte erstmal ausleihen

Doch wer arbeitet eigentlich bei HKF? Junge Mütter, ältere Mütter die nach 20 Jahren zu Hause beruflich wieder einsteigen wollen, Schulabgänger, Schulabbrecher, Studenten, Langzeitarbeitslose und Facharbeiter, die nach der Ausbildung nicht übernommen wurden. In meinen Gesprächen mit den Unternehmen habe ich gehört, dass immer mehr hoch qualifiziertes Personal über Personalleasing auf Zeit geholt und dann im Arbeitseinsatz getestet wird. Ist das ein neuer Trend? „Ja, auf jeden Fall. Das merken wir ganz deutlich“, bestätigt mir die Geschäftsführerin. Ich persönlich bin sehr gespannt, wie sich das Image der Zeitarbeit in den kommenden Jahren verändern wird. Außer bei HKF traf ich nach meiner gruseligen Erfahrung als Arbeitnehmer auch beim Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen „iGZ e. V.“ auf nette Menschen. (In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Journalisten-Verband „DJV“ fand dort mal eines meiner Seminare statt.) Wobei ich als Zeitarbeiter die unfreundlichen Menschen in erster Linie in den Unternehmen traf. Da müsste sich mal jemand über das Thema Integration Gedanken machen. 😉 Ich vermute, dass die Situation sich bereits verbessert hat. Ansonsten würde eine hoch qualifizierte Fachkraft der Übernahme durch ein Unternehmen wohl kaum zustimmen. Falls Sie, lieber Leser, bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt sind und in diesem Punkt eigene Erfahrungen gemacht haben, freue ich mich über Kommentare zu diesem Beitrag.

Witzig fand ich die Antwort auf meine Frage, was den beiden Personalentscheidern bei HKF im Bewerbungsprozess wichtig ist: „Die Leute sollen zum Vorstellungsgespräch zu uns kommen.“ Ja wie? Was denn sonst?!? „Wir haben das Gefühl, dass viele sich das nach der Bewerbung und der Abstimmung des Vorstellungstermins noch mal anders überlegen und dann einfach nicht kommen“, berichten die beiden netten Damen. Und pünktlich sein wäre auch ganz schön! Dazu wäre Loriot bestimmt auch was eingefallen … 😉

Noch ein kleiner Hinweis zum Schnarchen im Audio-Interview:
Es gibt hier ein Büro im Hund … natürlich nicht! 😉 Richtig wäre gewesen: Es gibt hier einen Hund im Büro! Das kommt davon, wenn man sich öfter einen Spaß daraus macht, Wörter umzudrehen. Seid gewarnt Ihr Spaßmacher: Das schleift sich ein!

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Nicht vergessen: Als kleines Dankeschön für die kostenlosen Beiträge und Podcasts freue ich mich über Bewertungen bei iTunes. Und natürlich auch über nette Kommentare.

Falls Sie auf der Suche nach einem neuen Job sind (oder mal waren) und Fragen haben, die Sie gerne einem Personalchef oder Geschäftsführer stellen möchten, dann schreiben Sie sie einfach in das Kommentarfeld unter diesem Artikel. Ich nehme die Frage/n dann zum nächsten Interviewpartner mit.