Stefan-Oliver Strate

Stefan-Oliver Strate – HR Business Partner bei der Schüco International KG

Mein Eindruck in den ersten Minuten mit Stefan-Oliver Strate, HR Business Partner bei der Schüco International KG in Bielefeld: Sehr freundlich, angenehm locker, cooler Typ. Im weiteren Verlauf unseres Gespräches kommt noch sehr fokussiert und sehr konkret und auf den Punkt dazu. Das passt zu dem, was er macht. Denn wenn man ihm im Vorstellungsgespräch gegenübersitzt, dann liegt der Schwafel- und Rumeier-Level definitiv hinter einem. Wenn Strate kommt, dann habe ich die Hürde des Anschreibens mit Lebenslauf und auch die des ersten Vorstellungsgespräches bereits genommen. Dann bin ich in der zweiten Runde. In die kommen ausschließlich Kandidaten, die eingestellt werden könnten. „Aus gutem Willen laden wir dazu niemanden ein. Das ist wichtig für den Bewerber, denn am Ende fragen wir schon mal ganz schnell ob er bei uns anfangen möchte oder nicht“, betont der 46-jährige Personalentscheider.

Obwohl ich in Sachen Bewerbung und Jobsuche ja schon sehr unkonventionell unterwegs bin, gab es in diesem Gespräch für mich gleich mehrere Überraschungen. Ich fange mal mit einem Wandel in der Personalabteilung an.

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Kontaktpflege ist extrem wichtig

Zuständig für die Personalbeschaffung ist der so genannte Recruiter. Der hat früher den gesamten Bewerbungsprozess betreut und ist eigentlich schon nicht mehr aktuell. Der gesamte Ablauf wurde bei Schüco in Teile zerlegt, die von jeweils nur für einen bestimmten Teil zuständigen HR Business Partnern betreut werden. In Zukunft werden Unternehmen laut Stefan-Oliver Strate mit der Bezeichnung Beziehungsmanager gut fahren. Das ist so, weil mittlerweile auch die großen Unternehmen den Fachkräftemangel zu spüren bekommen. Jemanden einzustellen, der nicht passt, war zu allen Zeiten für beide Seiten eine unschöne Sache. Für die Arbeitgeber scheint sich das langsam aber sicher zu einer richtig schmerzhaften Angelegenheit zu entwickeln. Deswegen werden Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen, mittlerweile bei ihrem Austritt begleitet. „Kontaktpflege ist extrem wichtig“, betont Strate. Natürlich wird geguckt, unter welchen Umständen jemand ausgeschieden ist. War es eine friedliche Trennung, dann ist der Wiedereinstieg eines ehemaligen Kollegen – der immer häufiger vorkommt – für das Unternehmen eine gute Sache: „Die Einarbeitung entfällt und der Mitarbeiter hat noch Kontakte.“

Am liebsten Leute die wir kennen

Denn eingestellt werden laut dem Personalentscheider am liebsten Leute „die wir kennen und von denen wir ein Bild haben“. Dazu gehören ehemalige Auszubildende, ehemalige Praktikanten und ehemalige Mitarbeiter. „Eben alle, mit denen wir schon mal zusammengearbeitet haben“, fasst Strate zusammen.

Überraschung Nr. 2 war für mich, dass Leasing / Zeitarbeit auch in gehobeneren Positionen, wie beispielsweise bei Technischen Zeichnern, als Mittel zum gegenseitigen Kennenlernen genutzt wird. „Dabei achten wir genau darauf, mit welchen Personaldienstleistern wir zusammenarbeiten“, betont Strate. Er geht strategische Partnerschaften mit Unternehmen ein, die ihre Mitarbeiter mindestens nach Tarif bezahlen und wo er von den Mitarbeitern selbst die Rückmeldung bekommen hat, das sie vom „Ausleiher“ gut behandelt werden. „Darüber kommen zum Beispiel auch Leute über 50 zu uns, die irgendwie aus dem Tritt geraten sind und jetzt wieder einsteigen wollen“, erklärt der 46-jährige. Was Jobsucher bei Personaldienstleistern auch gut machen können ist: Vorstellungsgespräche trainieren. 😉

Arbeitszeugnisse spielen im Grunde keine Rolle

Überraschung Nr. 3 ist, dass Arbeitszeugnisse so gut wie gar keine Beachtung finden. Wahrscheinlich würde nicht mal auffallen, wenn eins fehlt. Darauf gehe ich an dieser Stelle gar nicht weiter ein. Das hören Sie sich am besten selbst an.

Was die Anzahl der auf Arbeitgeberseite geführten Vorstellungsgespräche betrifft, hat Stefan-Oliver Strate mit geschätzten 250 Stück gar nicht so viele auf dem Tacho. So ist das eben, wenn man erst beim zweiten Gespräch und nur bei ausgewählten Positionen dazu kommt. Wenn er da ist, dann ist auch noch der spätere Vorgesetzte des Kandidaten mit dabei. Die beiden kennen sich aber schon vom ersten Termin. Neu ist der Kontakt zum Vorgesetzten des späteren Vorgesetzten. „Das ist fair, weil wir auf Unternehmerseite ein Acht- statt ein Vier-Augen-Prinzip haben und weil der potentielle Mitarbeiter noch jemanden kennenlernt, mit dem er später zu tun haben könnte“, sagt Strate.

Neu ist auch, dass der Jobsucher jetzt im wahrsten Sinne des Wortes zeigen kann, wie gut er seine Hausaufgaben gemacht hat. Die gibt es nämlich am Ende des ersten Gesprächs. „Eine durchaus mal provokative, freidenkerische Aufgabe“, sagt Strate dazu und bringt ein Beispiel aus der Praxis: Machen sie sich Gedanken zum Fenster der Zukunft und erstellen sie eine Präsentation. „Wir wollen im Vorstellungsgespräch keine künstliche, sondern eine konkrete Arbeitsatmosphäre schaffen, die den späteren Arbeitsalltag und die Arbeitsatmosphäre sinnvoll widerspiegelt.“

Nach der ersten Runde wieder im trauten Heim angekommen, kann und soll der Bewerber sich Folgendes überlegen:

  • Ist es mir der Job, um den es gerade geht, wert, dass ich mir diese Arbeit mache?
  • Stecke ich viel Herzblut rein oder kopiere ich Teile aus alten Präsentationen rüber und „rotze schnell was hin“?

„Mit diesem Self-Assesment überprüft der Kandidat die eigenen Motivation“, findet Strate.

Die erste Vorstellungsrunde dauert übrigens eine bis anderthalb Stunden.
Abgecheckt werden darin die Klassiker:

  • Persönlichkeit
  • Aussagen zum Lebenslauf
  • Grundsätzliche Eignung für die Stelle
  • Angestrebte Gehaltsspanne
  • Der Bewerber stellt Fragen zum Unternehmen
  • Der Bewerber stellt Fragen zur Position

Wenn er mal eine Bewerbungsmappe sichtet, dann schlägt Stefan-Oliver Strate den Lebenslauf als Erstes auf und er hat es gern amerikanisch: „Ich mag Bullet Points und möchte das aktuelle Arbeitsverhältnis oben lesen.“ Die Geschwister des Bewerbers interessieren ihn nicht wirklich. Er möchte durch die aufgezählten Punkte erfahren, wen er sich einkauft und was er davon hat. Der Lebenslauf sollte aussagekräftig, selbsterklärend und spannend sein und innerhalb der ersten zwei bis drei Minuten ein erstes Bild im Kopf des Personalers erzeugen.

Zum Schluss gab es von mir noch die obligatorische Frage, wie oft sich der Personalentscheider schon selbst beworben hat. Dieses Mal fällt die Antwort für mich persönlich wenig überraschend aus: „Das ist so ’ne Sache. Man wird ja häufiger angesprochen.“

Und nicht vergessen: Als kleines Dankeschön für die kostenlosen Beiträge und Podcasts freue ich mich über Bewertungen bei iTunes. Und natürlich auch über nette Kommentare.

Falls Sie auf der Suche nach einem neuen Job sind (oder mal waren) und Fragen haben, die Sie gerne einem Personalchef oder Geschäftsführer stellen möchten, dann schreiben Sie sie einfach in das Kommentarfeld unter diesem Artikel. Ich nehme die Frage/n dann zum nächsten Interviewpartner mit.