Johannes Kluge

Johannes Kluge – Recruiter bei der itelligence AG in Bielefeld

„Zu seiner Persönlichkeit und seinem eigenen Weg zu finden, ist nicht immer eine gerade Linie“, findet Johannes Kluge, Recruiter bei dem SAP-Dienstleister itelligence AG in Bielefeld. Aufgrund seiner eigenen Biografie hat der 31-jährige ein Herz für Jobsucher, mit einem nicht ganz so geraden Lebensweg. Deswegen ruft er auch mal Leute an, die aufgrund ihrer Bewerbungsunterlagen eigentlich eine klare Absage wären. Bei allem Verständnis ist da auf der anderen Seite aber auch die Rolle als Dienstleister gegenüber den Personalverantwortlichen in den einzelnen Fachbereichen, die er als Personaler übernimmt. Mich im Podcast mit Johannes über diese Situation und noch viele andere spannende Aspekte seiner täglichen Arbeit auszutauschen, hat mir großen Spaß gemacht. Insbesondere in einem Unternehmen, in das ich selbst als klassischer Bewerber (bitte nicht weiter sagen!!! *g*) vor 17 Jahren mal quer in die IT-Branche eingestiegen bin. Klasse finde ich, dass der Mann, der täglich mit hunderten von Bewerbungen zu tun hat, den Einstieg besser gemacht hat, als ich: Er kam über Kontakte im Unternehmen zu itelligence. Darüber sprechen wir natürlich auch. 😉

itelligence: Klare Empfehlung

Ehrlich gesagt finde ich es gerade ziemlich schwer, diesen Blogbeitrag zu schreiben. Weil da zwei Herzen in meiner Brust schlagen. Das des Jobcoaches und das des ehemaligen Mitarbeiters. Vorab: Als Arbeitgeber kann ich itelligence nach fünf Jahren an Bord in Bielefeld (auch wenn das schon eine Weiler her ist und itelligence jetzt zu einem japanischen Konzern gehört) auf jeden Fall empfehlen. Nur SAP muss man als Thema halt mögen. Mit der Software an sich hat das nichts zu tun, mir geht es eher um das Interesse dafür. Das kann vorhanden sein oder auch nicht. Genau wie zum Beispiel bei Autos oder Fußball auch. Autos könnte ich mir beruflich eventuell noch vorstellen, wenn es um Elektromobilität geht. Zum Thema Fußball fallen mir auch mit ganz viel Nachdenken keine geeigneten Umstände ein. 😉

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Hinterher bist Du immer schlauer

Der Punkt ist, dass es schon in grauer Vorzeit bei itelligence Leute wie Johannes gegeben haben muss, die Quereinsteigern eine Chance gaben. Im konkreten Fall mir. Weiterhin finde ich wichtig zu erwähnen, dass man sein Ziel nur durch Ausprobieren erreichen kann. Das gilt für beide Seiten. Und bringt blöderweise für beide Seiten das Risiko mit sich, zu scheitern. Deswegen finde ich es aus der Sicht eines Jobsuchers sehr schlau, sich gründlich Gedanken zu machen, was man selbst eigentlich will. Als ich bei itelligence gelandet bin, kannte ich Life/Work Planning (L/WP) noch nicht. Ich hatte nicht darüber nachgedacht, wie es ist, die meiste Zeit am Computer zu arbeiten. Außerdem bin ich vermutlich davon ausgegangen, dass das Thema IT und ich schon irgendwie miteinander warm werden. Immerhin dämmerte mir im Job, dass ich lieber mündlich kommuniziere, als per elektronischer Meldung. Und das es pfiffig wäre, mir zu überlegen, um welches Thema es bei der Arbeit gehen soll. Ich habe mir verschiedene SAP-Module angeguckt. Mal um die Ecke in die Personalabteilung zu schauen, darauf bin ich nicht gekommen. Das Thema Personal tauchte erst viel später auf meinem Radar auf.

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Raus aus der Lethargie!

Der Weg entsteht beim Gehen. Finde ich. Wenn ich nicht los gehe, dann passiert auch nichts (gutes). „Raus aus der Lethargie!“, sagen die bei itelligence in der Personalabteilung. Und setzen beim Personalmarketing auf provokative Motive. Einen Jockey auf einer Schildkröte zum Beispiel. Wobei die Schildkröte für den alten Arbeitgeber steht, der den ambitionierten Jockey ausbremst. Aktuell gehen die Jungs und Mädels mit einem „Nerd“ in den Anzeigen auf Mitarbeitersuche. Laut Johannes Kluge soll das mit den klassischen Personalmarketing-Themen brechen. Das ist nämlich fast immer eine Gruppe von Menschen, die ganz angeregt über eine Aufgabe diskutiert. Am besten noch mit Frauen und Männer die selbstverständlich alle eine unterschiedliche Herkunft haben. Das soll dann sagen: So sieht unser Team aus. Komm zu uns! Bei itelligence haben sie sich gedacht, dass es das nicht ist. „Wir wollten keine Message die ohne Nachzudenken rein und wieder raus geht. Lieber etwas, an dem man erstmal hängen bleibt“, erklärt Johannes. Auch wenn der ein oder andere Kollege dann schon mal fragt: „Sag mal der Nerd, sollen wir das sein?“ 😉

itelligence Nerd

Sollen wir das sein? Der Nerd gibt es (vermutlich) nur in der Anzeige. Der Kaffee ist echt.

Super spannend finde ich, dass jemand ohne 1A-Premium Bewerbung / Lebenslauf Johannes im Gespräch von sich überzeugen kann, wenn zum Beispiel bei einem Telefonat die Story des Jobsuchers für ihn konsistent ist. Da spricht er mir echt aus der Seele. Meine Gedanken zum Quereinstieg habe ich im Nachgang zu diesem Podcast noch mal tief gehend hinterfragt. Das schöne bei der Suche im verdeckten Arbeitsmarkt ist für mich, dass Du Dir – ausgehend von (vermeintlich) schlechten Unterlagen – bei der Suche eine extrem konsistente und ehrliche Jobsucher-Story aufbaust. Und den Kontakt für das persönliche Gespräch gleich mit dazu. Wenn Du dazu mehr wissen möchtest, hör Dir (noch mal) die Podcast-Episoden „Traumjob finden“ und „Das Life/Work Planning Einstellungsgespräch“ an.

 

60 Meter hoher Bewerbungsstapel

Bei der itelligence AG in Bielefeld, gab es vor der eigentlichen Aufnahme das längste Vorgespräch, das ich bisher hatte. Nicht nur weil es herrlich spannend war, sondern auch, weil ich mit der itelligence AG nach längerer Zeit mal wieder ein großes Unternehmen im Jobsucher-Podcast habe. Also eines von der Sorte, wo im Coaching / Seminar der ein oder andere sagt: „Bei denen funktioniert deine Vorgehensweise ganz bestimmt nicht.“ In der Tat spreche ich mit Johannes ganz viel über Bewerbungen. Kein Wunder, denn circa 6.000 davon gehen pro Jahr bei itelligence ein. Ich stelle mir vor, die würden alle noch echte Mappen schicken (statt PDFs). Eine Mappe ist, sagen wir, einen Zentimeter dick. Übereinander gelegt ergibt das einen Stapel, der 60 Meter hoch ist. 1 Zentimeter davon gehört Dir. Zugegeben: Nur wenn die alle ein Jahr lang gesammelt und nicht abgearbeitet würden. Außerdem verbergen sind dahinter natürlich mehrere Stellen. Dafür reden wir im Bereich IT von einem Bewerbermarkt. Deswgen meine Frage an Dich: Wie fühlt sich das an?

Du siehst schon: Da musste ich einfach ein bisschen nachhaken. 😉 Vor allen Dingen weil ich aus eigener Erfahrung, von Coaching- / Seminarteilnehmern, von Trainer-Kollegen und natürlich aus vielen Gesprächen mit Personalern weiß, das Netzwerke vor großen Firmen nicht Halt machen. Und das ist auch gut so. Für alle Beteiligten. Extrem spannend ist es natürlich zu sehen, welcher Rekrutierungsweg wie oft und wann genutzt wird und welche Veränderungen in den kommenden Jahren anstehen. Immerhin dreht sich der Arbeitsmarkt gerade komplett. Allen voran in der IT-Branche, wo heute schon von einem Bewerbermarkt gesprochen wird. Ich finde, dass alle anderen in dem Markt gut sehen können, was in den nächsten Jahren auf sie zukommt.

Ich stimme Johannes übrigens zu, dass es schwer ist, in diesem ganzen Tohuwabohu seine Persönlichkeit und seinen eigenen Weg zu finden. Von meinem persönlichen Empfinden her würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ein Lebensweg nur äußert selten eine gerade Linie ist. Ich bekomme aber auch so gut wie nie einen Lebenslauf zu Gesicht. 😉

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Inhaltsübersicht

  • Der Recruiter vom SAP-Dienstleister:
    Johannes Kluge stellt sich und seinem Aufgabenbereich vor.
  • Provokationen im Personalmarketing:
    Von Nerds und Schildkröten.
  • Scheitern und „komische“ Lebensläufe:
    Die Bewerber-Story muss passen.
  • Die Personalabteilung als Dienstleister:
    Vom Austausch mit dem Fachbereich.
  • Der Personaler und sein privates Umfeld:
    Karrierebewusstsein ist nicht alles.
  • Papier schlecht, Arbeit richtig gut:
    Von Bewerbern, die sich schriftlich nicht gut ausdrücken können.
  • Steht über Allem, könnte aber aussagekräftiger sein:
    Die schriftliche Bewerbung.
  • Es geht auch ohne:
    Johannes Kluge kam übers Netzwerk.
  • Ein Fehler gleich im ersten Wort:
    Die pro forma Bewerbung des Personalers.
  • Zuspruch wird geschätzt:
    Mitarbeiter empfehlen Mitarbeiter.
  • Wäre mir nicht passiert:
    Job gefunden auf dem Fußballplatz.
  • Warum warten auf Vakanzen?
    Mit eigenen Ideen Stellen schaffen.
  • Nicht einschüchtern lassen:
    Fast niemand erfüllt alle Kriterien der Anzeige.
  • Es wird sehr eng:
    Anzeige raushauen und zurücklehnen geht heute nicht mehr.
  • Nimmt in der Bedeutung stetig ab:
    Das klassische Bewerbungs-Prozedere.
  • Der neue Stern am Himmel:
    Mit Active Sourcing raus aus der Wartehaltung.
  • Funktioniert richtig gut:
    Der persönliche Draht, der bei der Bewerberansprache entsteht.
  • Haben die besseren Netzwerke:
    Headhunter kommen bei schwierigen Vakanzen ins Spiel.
  • Haschen nach Aufmerksamkeit:
    Kreatives Personalmarketing in einem umkämpften Markt.
  • And the Winner is:
    Die Direktansprache des berufserfahrenen Jobsuchers.
  • Ausschreibung erstmal nur intern:
    Bring jemanden aus Deinem Bekanntenkreis zu itelligence.
  • Je höherwertiger die Stelle, desto persönlicher die Ansprache:
    Azubi-Gewinnung über online Anzeigen in Jobbörsen.
  • Hilft den Unterlagen auf die Sprünge:
    Das freundliche Telefonat vorab.
  • Die beste Art, jemanden einzuschätzen:
    Das persönliche Gespräch mit dem Kandidaten.
  • Fachlich okay, aber:
    Mitarbeiter müssen zur Unternehmenskultur passen.
  • Nimmt sich für Bewerber Zeit:
    15 Minuten mit dem Personaler, die Dich voran bringen können.

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