Uwe Wollgramm

Uwe Wollgramm – Geschäftsführer bei „ams – audio media service“

Mit Uwe Wollgramm spreche ich im Podcast-Interview unter anderem darüber, was denn eigentlich die Frage nach den Schwächen des Bewerbers im Vorstellungsgespräch soll. Der 53-jährige ist seit 16 Jahren der Geschäftsführer von „ams – audio media service“ in Bielefeld – dem Hauptquartier der Lokalradios in Ostwestfalen-Lippe – und damit ein echter Kommunikationsprofi. Seine Antwort hat mich sehr überrascht und mir gezeigt, wie verdammt schnell man als Coach in eine der klassischen Coaching-Fallen tappt. Gelernt habe ich auch, dass der wichtigste Beruf im Unternehmen einer sein kann, den es offiziell eigentlich gar nicht gibt. Und das nach wie vor Menschen in einem Beruf eingestellt werden, von dem ich dachte, dass er schon ausgestorben ist.

Öffnet sich der Bewerber?

Um es vorwegzunehmen: Bei der Frage nach den Schwächen geht es laut Uwe Wollgramm darum, zu gucken, ob der Bewerber sich öffnet. Ob er bereit ist, auch etwas Negatives über sich preiszugeben. Ob er ehrlich ist. Ehrlichkeit ist dem Chef von ams nämlich sehr wichtig und auch Teil der Corporate Identity des Unternehmens. Im Jobsucher-Podcast bringt er ein Beispiel, wie man mit einer ganz offensiv rausgehauenen echten Rechtschreibschwäche, den Einstieg in den Radio-Journalismus schafft. So weit, so gut. Dann habe ich den Fehler gemacht, zu denken, ich würde eine schlechte Antwort auf die Frage nach den Schwächen kennen. „Ich bin ungeduldig.“ Mal ehrlich: Das ist doch ein ganz alter Hut. Und wie sieht es mit der Ehrlichkeit aus? Ist mein Gegenüber wirklich ungeduldig? Oder will sich gerade jemand um eine ehrliche Antwort drücken und mir sozusagen eine als Schwäche getarnte Stärke präsentieren? Uwe Wollgramm findet diese Antwort voll in Ordnung und meint: „Ungeduldig bin ich auch.“

Spontaner Besuch kommt bei Uwe Wollgramm gut an

ams NW

Gehören zusammen: ams, die Lokalradios und die Neue Westfälische NW.

Fakt ist, dass kein Coach der Welt einem Jobsucher die richtige Antwort auf diese (und andere) Fragen mitgeben kann. Es kommt nämlich immer auf die Situation und auf mein Gegenüber an. Das ist wie bei Bewerbungsmappen: Der Eine sortiert eine Mappe aus, weil sie auf Umweltpapier gedruckt ist. Der andere, weil sie es nicht ist. Als Jobsucher muss ich herausfinden wo ich – so wie ich wirklich und ehrlich bin! – am besten rein passe. Mit meiner Ungeduld oder meiner Rechtschreibschwäche. Das kann ich am besten herausfinden, indem ich mich vorab und direkt vor Ort im Unternehmen persönlich informiere. Wie das geht, das kann ich mir von einem Coach zeigen lassen. Manche machen es aber auch einfach so. Bei ams kommt es jedenfalls hin und wieder vor, dass jemand spontan am Empfang steht und fragt: „Können sie mir mal erklären, was genau sie machen?“ Und das Aller-, aller-, allerbeste daran ist: Es kommt gut an! 🙂 Und das gleich aus mehreren Gründen, die Uwe Wollgramm Dir im Podcast verrät.

Wenn ich schon mal im Unternehmen bin, dann stoße ich im persönlichen Gespräch sehr wahrscheinlich auf den Beruf des Radio-Media-Beraters. Und damit auf einen Beruf, für den es keine Ausbildung gibt. Wie wahrscheinlich ist es also, dass ich mich ohne persönlichen Kontakt vorab auf den wichtigsten Job im Unternehmen beworben hätte? Und dass ich gewusst hätte, dass hier sehr gerne Quereinsteiger eingestellt werden?

Überrascht wäre ich vielleicht auch als Radio- und Fernsehtechniker. Menschen mit diesem Beruf, der laut BERUFENET der Agentur für Arbeit 1957 anerkannt und am 1. August 1999 wieder aufgehoben wurde, stellt ams noch heute ein.

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Netzwerke sind ein guter Weg

Den persönlichen Kontakt zu suchen, anstatt sich sofort auf das offizielle Bewerbungs-Prozedere einzulassen, bietet einen weiteren Vorteil: Ich lerne Menschen im Unternehmen kennen. Uwe Wollgram stellt am liebsten jemanden ein, den er schon kennt. Jemanden, mit dem er Erfahrungen gesammelt hat und bei dem er weiß, was er von ihm erwarten kann. Und der wiederum auch weiß, was er vom Unternehmen ams erwarten kann. „Netzwerke sind ein guter Weg, um den Berufseinstieg zu schaffen“, findet Wollgramm. Der gelernte Journalist und Versicherungskaufmann hat selbst übrigens auch Jobs über Kontakte bekommen. Beworben hat er sich in seinem Berufsleben nur vier Mal.

Fazit

Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Interview mit Uwe Wollgramm wirklich spannend und aufschlussreich war. Und so ein Aha-Erlebnis, wie bei der Frage nach den Schwächen, ist für mich einer der Hauptgründe, den Jobsucher-Podcast überhaupt zu machen. Das erdet, bringt Erkenntnisse aus dem echten Leben, aus erster Hand und sorgt dafür, das ich auf dem Laufenden bleibe. Und Du, lieber Hörer, dann natürlich auch! 🙂

Auf die Idee, diese Frage mit zum Interview zu nehmen, brachte mich ein Coaching-Interessent. Der berichtete am Telefon von einem Vorstellungsgespräch, in dem er nach seinen Schwächen gefragt wurde. Mir fiel erst einen Tag später auf, dass ich Schwächen gar nicht auf dem Schirm habe, weil sie bei meiner Vorgehensweise eigentlich keine Rolle spielen. Deswegen dachte ich mir: Nimm die Frage mal mit! Aufgrund des für mich überraschenden Ausgangs werde ich sie weiteren Interviewpartnern stellen, um mal zu gucken, wie andere Personalentscheider das sehen. Außerdem werde ich mich in der übernächsten Podcast-Episode des Themas annehmen und Dir sagen, wie ich das mit den Stärken und Schwächen im Coaching angehe.

Kontaktier mich!

Du siehst schon: Das Thema beschäftigt mich. 😉 Falls Du auch so ein Thema hast, dann schreib einen Kommentar oder nimm Kontakt zu mir auf. Auch wenn es vielleicht eine Frage ist, von der Du denkst, sie sei ein alter Hut. Probier es trotzdem! Ich finde, dass es sich zum Beispiel in diesem Fall gelohnt hat. Falls Du das auch so siehst, dann hinterlass mir doch bitte eine Bewertung mit Rezension bei iTunes.

Inhaltsübersicht:

  • ams – audio media service Produktionsgesellschaft mbH:
    Der Dienstleister der Lokalradios in Ostwestfalen-Lippe
  • Viele Berufe:
    Sogar ausgestorbene und welche, die es gar nicht gibt.
  • Radio-Media-Berater:
    Quereinsteiger mit Verkaufstalent sind gefragt.
  • Irgendwas mit Medien:
    Wie klar ist das Ziel beim Jobsucher?
  • Azubis an die Macht:
    Beim Recruiting ist der Nachwuchs strenger als die Chefs.
  • Netzwerke:
    Ein guter Weg, um den Berufseinstieg zu schaffen.
  • Einstellung:
    Am liebste Leute, die ich kenne.
  • Stärken:
    Übertreibungen sind erwünscht!
  • Schwächen:
    Ehrlichkeit ist das Wichtigste.
  • Corporate Identity:
    ams = arbeit, mensch im Mittelpunkt, spaß!
  • Das Beste (Stärke) bei ams:
    Kommunikation
  • Die Schwächen bei ams:
    Dezentrale Organisation
  • Der perfekte Bewerber:
    100 Prozent kann nicht sein.
  • Nicht möglich:
    Beim Vorstellungsgespräch sagen, ob jemand der perfekte Mitarbeiter wird.
  • Medienbranche:
    Was muss ich als Jobsucher mitbringen?
  • Anstrengend für Bewerber:
    Aufregung, weil ich nicht weiß, wem ich begegne.
  • Anschreiben die Erste:
    Wie individuell ist es?
  • Anschreiben die Zweite:
    Wie kann ich es individuell gestalten?
  • Komm einfach vorbei:
    Neugierig Nachfragen bringt Pluspunkte!
  • Traue keinem Journalisten mit Krawatte:
    Das richtige Outfit im Vorstellungsgespräch.

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