André Schell – Geschäftsführer bei Windmann Food Service Großhandel in Löhne / Westfalen

André Schell, einer der beiden Geschäftsführer vom Windmann Food Service Großhandel im ostwestfälischen Löhne, sucht im Bewerbungsprozess nicht den besten Kandidaten. Er sucht den Kandidaten, der zu 100 Prozent mitspielt. Oder anders gesagt: Den, der sich im Rahmen seiner Möglichkeiten bestmöglich einbringt. Mit dem 59-jährigen Geschäftsführer, der privat eine Ausbildung zum Coach und Trainer gemacht hat, spreche ich unter anderem über das Thema persönliche Weiterentwicklung. Und natürlich darüber, ob ein Chef für seine Mitarbeiter auch Coach sein kann.

Ist doch auch super, wenn ein Mitarbeiter geht

Der Tipp, André Schell im Jobsucher-Podcast zu interviewen, kam von einem Mitarbeiter, der Windmann verlassen hat. Er kam von jemandem, der sich persönlich weiter entwickelt und die nächste Etappe seiner Reise durch das Berufsleben angetreten hat. Ein guter Mitarbeiter kündigt und geht. Das kann man nicht positiv sehen, oder? „Im Grunde ist das doch super“, findet André Schell. „Da hat jemand bei uns einen guten Weg gemacht. Wir haben ihn unterstützt. Jetzt geht seine Reise weiter“, fügt Schell hinzu. Natürlich freut sich auch dieser Chef, wenn seine Mitarbeiter bei ihm bleiben. Er sieht aber auch ganz realistisch, dass „wir in unserem Unternehmen nicht für alles Perspektiven bieten können“.

Wenn die interne Weiterentwicklung ausgereizt ist, dann könnten Führungskräfte (unschöne) Mittel und Wege finden, Mitarbeiter trotzdem zu halten. André Schell findet, dass das nichts bringt: „Irgendwann geht der Mitarbeiter sowieso, weil er unzufrieden ist.“ Ein ganz wichtiger Punkt ist für ihn dabei: „Wenn wir mit dieser Haltung arbeiten, dann strahlen wir das auch aus. Dann kommen keine neuen Menschen in unser Unternehmen.“ Dass das weiter ziehen lassen von Mitarbeitern automatisch den neuen Kollegen bringen kann, zeigt auch das Beispiel meines Tipp-Gebers: „Derjenige, der uns verlassen hat, brachte uns gleich seinen Nachfolger.“

Beides waren übrigens Quereinsteiger. Der Neue noch viel „querer“ als der Alte. Das nur mal so am Rande! Und ohne, dass wir explizit darüber gesprochen haben, vermute ich einen sehr angenehmen Einstellungsprozess. 😉

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Die Coaching-Grenze für Chefs

Die Leute los zu lassen und sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, ist eine Eigenschaft, die ein guter Coach oder Berater meiner Meinung nach haben sollte. Wenn es jemand schafft, Leute im Guten weiter ziehen zu lassen, dann spürt man da schon den Coach im Chef. 😉 Wobei die coachende Führungskraft natürlich auch ihre Grenzen hat. „In der Ausbildung habe ich schnell gemerkt, was geht und wo ich jemanden dazu holen muss“, berichtet André Schell.

Im Coaching (bei der Beratung) ist immer derjenige am stärksten, der am wenigsten vom anderen will. Das ist ein Satz, der für mich große Bedeutung hat. Immer, wenn eigene Interessen ins Spiel kommen oder wenn ich jemanden (aus welchen Gründen auch immer) unbedingt in eine Richtung haben will, dann ist es mit dem Coaching vorbei. Deswegen kann man neben Mitarbeitern auch gute Freunde nur begrenzt coachen. Ein neuer Job 500 Kilometer entfernt? Wenn mein bester Kumpel damit um die Ecke kommt, dann sind gute Gründe, das lieber bleiben zu lassen, schnell gefunden! 😉

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Für die Lernzone gibt’s nur zwei Gründe

Aber will sich denn jeder weiter entwicklen? Ich persönlich hätte erwartet, dass Weiterentwicklung das natürliche Bestreben jedes Menschen ist. Es muss ja keine Wahnsinns-Karriere sein. In meinem Hobby etwas besser zu werden tut es ja auch. Oder mal einen Volkshochschulkurs zu machen, um was Neues auszuprobieren. Ich fände es einfach wahnsinnig langweilig, einen Status quo zu erreichen und da dann ab 30 oder 40 bis zum bitteren Ende dabei zu bleiben. Es müssen ja keine riesigen Schritte sein. Aber immer das Gleiche? Neee! Da käme ich mir ja vor, wie bei „Und täglich grüßt das Murmeltier„. Ned Ryerson? BING!!! *lacht*

Sorry …., aber das Video muss ich hier einbauen. Diese Stelle im Film ist wirklich legendär! 🙂 Schade, dass ich die nicht auf Deutsch gefunden habe. Aber ich denke, es geht auch so. 🙂

André Schell geht davon aus, dass sich die meisten Menschen nicht weiter entwickeln wollen: „Die sind in einer Komfortzone und wissen es nicht.“ Laut dem 59-jährigen gibt es beruflich wie privat nur zwei Gründe, sich in eine Lernzone zu begeben:

  1. Neugierde und Absicht. Also: Weil ich es will.
  2. Aus dem Leid heraus.

Leidensdruck ist ein sehr wichtiger Faktor. Das hab‘ ich selbst auch schon gemerkt! Nicht nur bei Klienten, sondern auch bei mir selbst … 😉

TuneIn

Deine Meinung!

Über Rückmeldungen von außerhalb meiner Filterblase, wie es denn nun ist, mit der persönlichen Weiterentwicklung, würde ich mich freuen. Also: Ist Weiterentwicklung eher der Standard oder die Ausnahme? Hinterlass mir gerne einen Kommentar oder schreib mir eine Mail. Danke!

Veranstaltungshinweis: HR Camp OWL

Wenn Du das Thema Weiterentwicklung für Dich selbst gleich mal angehen willst, dann habe ich einen Tipp für Dich. Am 14. + 15. November findet in Herford ein HR BarCamp statt. Weil ich der Veranstalter bin, gibt es ein paar sehr günstige Tickets für Jobsucher und Fachkräfte.

Alle Infos zum BarCamp findest Du auf meiner Webseite und auf der Seite vom HR Camp OWL. Da kannst Du Dir auch ein Ticket kaufen.

Ich würde mich freuen, wenn die zehn Jobsucher- / Fachkräfte-Tickets weg gehen, damit die Personalwelt nicht nur Ihr eigenes Süppchen kocht. Die brauchen Deine Sicht und Deine Hilfe! Davon bin ich felsenfest überzeugt. 😉

In diesem Sinne meint der Coach / Berater: Heiter weiter! 🙂

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Wenn Du Fragen an mich oder meine Interviewpartner hast, dann hinterlasse einen Kommentar oder schick mir eine Mail. Auch Themenvorschläge sind jederzeit willkommen.

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