Johannes Prahl von der GLS Bank ist ein großer Freund der klassischen Bewerbung. Insbesondere des Anschreibens! Deswegen erfährst Du in der zweiten Episode mit dem Leiter der Mitarbeiterentwicklung der in Bochum ansässigen Ökobank, viel über die klassischen Einstellungsprozesse im Hause. Ab der 13 Minute erfährst Du aber auch, dass der heutige Personaler ganz ohne Bewerbung an seinen Ausbildungsplatz bei der GLS Bank gekommen ist. Hoppla! Wie geht denn das? Grundsätzlich vertreten Johannes Prahl und ich ganz unterschiedliche Standpunkte. Gleichzeitig gibt es aber auch viele Gemeinsamkeiten. Und identische Tipps, die wir beide Jobsuchern geben würden. Also sozusagen „das Beste aus beiden Welten“. Gepaart mit ketzerischen Fragen, die von meinem 43-jährigen Interviewpartner wirklich offen aufgenommen wurden. Was das Gespräch so angenehm gemacht hat. Ich bin wirklich sehr gespannt, was Du als Hörer aus diesem Jobsucher-Podcast mitnimmst. Schreib mir das doch bitte in einen Kommentar.
Was zählt als Bewerbung?
Ergänzend zum Podcast – und weil ich so häufig danach gefragt werde – möchte ich mit meiner Definition von einer Bewerbung starten.
Wenn jemand im ersten Schritt eine Zusage zu einem Praktikumsplatz, einem Ausbildungsplatz, einem festen Job oder was auch immer erhält und danach die Bewerbungsunterlagen einreicht, dann ist das für mich keine Bewerbung. So richtig echt im offenen Arbeitsmarkt beworben hast Du Dich, wenn Du erst die Unterlagen schickst. Initiativ oder aufgrund einer Stellenanzeige macht dabei keinen Unterschied. Du wirst anhand der Unterlagen für das weitere Prozedere ausgewählt. Am Schluss kommt die Zusage zum Job. Du erkennst die „richtige“ Bewerbung auch daran, dass Du nicht der einzige bist, der sich bewirbt.
Wenn Du die Zusage schon in der Tasche hast, dann können Deine Unterlagen nichts mehr kaputt machen. Außer natürlich, Du hast beim Kennenlernen gelogen, dass sich die Balken biegen und das fällt dann auf. Davon gehe ich natürlich nicht aus. Dass die Personalabteilung Deine Daten und von mir aus auch noch Deine vorherigen Stationen haben möchte, ist ja völlig verständlich und in Ordnung. Mir geht es um die Auswahl, die, wenn sie über Anschreiben und Lebenslauf erfolgt, meiner Meinung nach einem Glücksspiel gleicht.
Wichtige Entscheidung nicht komplett aus der Hand geben
Bei der Entscheidung ist Augenhöhe ganz wichtig. Normalerweise, weiß ein guter Personaler viel über die Stelle, das Team und das Unternehmen. Du kennst dagegen nur die offizielle Außendarstellung auf unterschiedlichen Kanälen. Da kann man für meinen Geschmack in vielen Fällen sagen: Du weißt nichts! Du musst Dich komplett darauf verlassen, dass Dein Gegenüber Dich richtig einschätzt und eine gute Entscheidung für Dich trifft. So wichtige Entscheidungen aus der Hand geben, ich sage es Dir ganz ehrlich, das ist nicht so mein Ding. In Sachen Augenhöhe sind Johannes Prahl und ich komplett d’accord. Denn auch das Unternehmen profitiert davon, wenn der Kandidat gut informiert mitentscheiden kann. Bei der GLS Bank habe ich den Eindruck, dass viel dafür getan wird, diesen Zustand herzustellen. Bei anderen Firmen frage ich mich dagegen schon mal, ob auf eine Art Verschleierungstaktik gesetzt wird. 😉 An wen Du gerätst, das kannst Du nicht wissen. Deswegen: Guck Dir den Laden vorher an! Bei einem guten Arbeitgeber macht das auch noch einen guten Eindruck.
Dass Unternehmen im Allgemeinen sich für das Kennenlernen auf offiziellem Wege eine Stunde (plus ein paar Minuten) Zeit nehmen, ist für mein Empfinden ohnehin viel zu wenig. Erst recht wenn man bedenkt, dass Menschen sich im Schnitt fünf Stunden informieren, bevor sie einen neuen Wäschetrockner kaufen. Aber so läuft es nun mal, mit der klassischen Bewerbung. Insbesondere wenn auf eine Ausschreibung 120 davon rein kommen. Viele Stunden Arbeit und Mühe in einer Bewerbung stecken, die auf der anderen Seite zwei Minuten angeschaut wird, das ist für Jobsucher total frustrierend. Auch darüber sprechen wir im Interview.
Bei der GLS Bank die Abteilung vorher angucken
„Wenn man die Chance hat, dann sollte man erstmal Kontakt aufnehmen“, sagt Johannes Prahl. Der hätte von mir sein können! Ich finde: Die Chance hat man fast immer. Es gibt auch ein paar coole Wege um die Ecke oder über die Bande gespielt. Da sollte man die Flinte am Empfang nicht gleich ins Korn schmeißen. 😉 Zumal die Menschen am Empfang sehr viel hilfsbereiter sind, als man denkt! Das habe ich selbst schon mehrfach erfahren. Ein Klient hat mir gerade berichtet, dass das sogar beim Finanzamt – wo sie nur kryptische Mailadressen die irgendwo zentral im Haus landen rausgeben dürfen – der Fall ist!
Wenn Du auf klassischem Weg im Vorstellungsgespräch gelandet bist, dann ist übrigens noch nicht alles zu spät. Du kannst immer noch fragen, ob Du Dir die Kollegen samt Abteilung mal angucken darfst. „Das finde ich richtig toll. Ich würde es selbst auch so machen“, betont Johannes Prahl von der GLS Bank.
Standardabsage nicht persönlich nehmen
Wenn am Ende die Standardabsage im Mailpostfach landet, dann solltest man das laut dem Leiter der Mitarbeiterentwicklung bei der GLS Bank nicht persönlich nehmen: „Sie sind ja nicht persönlich zugegen gewesen. Das ist ja nur das Schreiben.“ Denn wenn der Personaler schon zehn tolle Kandidaten gesehen hat, dann guckt er vielleicht bei den restlichen Bewerbungen nicht mehr ganz so intensiv hin. Für mich ist das ein guter Grund, sich gar nicht erst unter zehn oder mehr andere zu mischen, sondern gleich im Verdeckten Arbeitsmarkt zu suchen. Da bin ich konkurrenzlos und auch noch auf Augenhöhe unterwegs.
Schlechte Mathe-Note als Vorteil
Weil ich selbst auch ein gelernter Bankkaufmann bin, gibt es an dieser Stelle noch eine kleine Anekdote von mir zum Schluss. Den Platz für ein Schülerpraktikum bei einer Bank, habe ich auch ohne Bewerbung bekommen. Sandkastenfreundschaften sei Dank. Als ich dann bei der Bank die Ausbildung machen wollte, meinte der Filialleiter, meine Noten seien zu schlecht. Insbesondere die in Mathe. Das war immer mein Horrorfach. Eine Sparkasse hat mich (aus welchen Gründen auch immer), dann als Azubi eingestellt. Es wäre besser gewesen, wenn die mich auch abgelehnt hätten. Ich fand die Ausbildung ganz furchtbar. Allein schon wegen Anzug und Krawatte … 😉
Doch zurück zur Mathe-Note als Maßstab bei der Einstellung: Der Filialleiter von der Bank, wo ich das Praktikum gemacht habe, ist einige Zeit später im Knast gelandet. Irgendwie hat er Dinge mit den Kundengeldern veranstaltet, die er besser gelassen hätte. Deswegen möchte ich festhalten: Manchmal ist es ganz vorteilhaft, wenn man sich die eine oder andere Rendite, nicht mal eben schnell ausrechnen kann! 😉
GLS Bank unterstützt Fridays For Future Bewegung
Vielleicht verhaut man auch mal eine Mathearbeit, wenn man Freitags lieber für Klimaschutz demonstriert, als in die Schule zu gehen. Ohne unseren Planeten nützt mir die 1 in Mathe ja auch nichts. Deswegen finde ich es richtig gut, dass die GLS Bank die Fridays For Future Bewegung (FFF) unterstützt. Mehr Infos dazu, gibt es auf der Webseite der GLS Bank und bei Facebook. Unterstützer sind herzlich willkommen! 🙂
In diesem Sinne: Heiter weiter! 🙂
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