Thorsten Wenzel

Thorsten Wenzel – Leiter Personal bei Veolia

Die junge Dame, die mir bei dem Umweltdienstleister Veolia per Knopfdruck die Tür aufgemacht hat und mir dann im Treppenhaus entgegenkam, wirkte bei meinem Anblick überrascht. Wenige Minuten später klärte sich im Gespräch mit dem 51-jährigen Personalleiter Thorsten Wenzel auf, warum: „Im Moment stellen wir überwiegend Auszubildende ein.“ Sieben Vorstellungsgespräche fanden allein an diesem Dienstag statt. So jung, dass ich noch als Azubi durchgehe, sehe ich also nicht mehr aus. 😉 Während des Interviews bekam ich einen Einblick in das Bewerbermanagement vom Berufsanfänger bis zur Führungskraft für ganz Deutschland, denn: Das zentrale Personalmanagement des Unternehmens befindet sich bei uns in Herford.

Hier hat auch der aus Braunschweig stammende Thorsten Wenzel sein „Heimatbüro“, das er allerdings nur an zwei Tagen pro Woche von innen sieht. Die restliche Zeit ist er unterwegs und besucht zu Veolia gehörende Betriebe in Nordrhein-Westfalen, Südniedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Deren Größe variiert vom Kompostierwerk mit zwei Mitarbeitern bis hin zum Unternehmen mit 120 Angestellten.

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Je nach Stelle: 0 – 100 Bewerbungen

Auch ganz unterschiedlich ist die Anzahl an Bewerbungen, die in der Personalabteilung landen: „Für einen Ausbildungsplatz als Anlagenmechaniker bekommen wir gar keine Bewerbungen, beim Kaufmann für Büromanagement sind es 80 bis 100 pro Stelle.“ Vom Hauptschüler über den Abiturienten bis hin zum Bewerber mit abgeschlossenem Studium ist alles dabei. Auf eine Lehrstelle als KFZ-Mechatroniker bewarben sich fünf Jugendliche: „Die haben wir alle zum Gespräch eingeladen.“ Die Zuverlässigkeit lässt bei den Teenies allerdings zu wünschen übrig: Ein Drittel kommt ohne abzusagen einfach nicht zum vereinbarten Termin. „Wahrscheinlich haben die vorher schon woanders eine Zusage bekommen“, vermutet Wenzel.

9 von 10 wollen ihren Marktwert austesten

Beim ausgelernten, gewerblichen Personal, geht der Trend dahin, den eigenen Marktwert zu testen. Unter zehn Bewerbern, die zum Vorstellungsgespräch kommen, gibt es nur einen, bei dem die Gehaltsvorstellung passt und der auch wirklich wechseln will. In der Regel will der Kandidat nur prüfen ob er sein bisheriges Einkommen deutlich steigern kann. „Früher war das nur bei kaufmännische Berufen üblich, heute machen das auch Kraftfahrer“, berichtet Wenzel aus der Praxis. Wobei die in der Tat eine gute Verhandlungsposition haben: „Berufskraftfahrer werden immer gesucht. Von denen hätte ich gerne zehn Mal so viele Bewerbungen.“

Wenn Thorsten Wenzel eine Bewerbung in die Hand nimmt, dann überfliegt er erstmal das Anschreiben: „Die sind alle ziemlich gleich.“ Danach guckt er sich den Lebenslauf an, der ihm schnell einen Überblick liefert: „Ich klopfe ab, ob der Bewerber schon mal etwas ähnliches gemacht hat wie das, was wir suchen. Dabei prüfe ich, ob er die Qualifikationen mitbringt, die wir brauchen.“ Die erste Sichtung dauert: 2 Minuten. Schafft es ein Jobsucher ins Vorstellungsgespräch, dann sitzt er in der Regel zwei Personen gegenüber. Bei Auszubildenden und kaufmännischen Berufen ist der Personalchef immer mit dabei und bildet ein Team mit dem zukünftigen nächsthöheren Vorgesetzten des Bewerbers. Bei Führungskräften kommt noch jemand aus der Geschäftsleitung dazu.

Wenn in der Branche jemand wechseln möchte, bekommt Wenzel das mit.

Auf meine Frage, wie Veolia Mitarbeiter sucht, gibt es gleich mehrere Antworten. Ein Ausbildungsplatz als Kaufmann für Büromanagement wird bei der Agentur für Arbeit gemeldet und führt zu hunderten von Bewerbungen. Zum Beispiel bei KFZ-Mechatronikern werden zusätzlich Zeitungsanzeigen geschaltet, Werbung auf den Firmenwagen angebracht und auf der Firmenhomepage inseriert. Kaufmännische Angestellte und Führungskräfte werden über Jobbörsen wie Stepstone und Monster gesucht. Bei Top-Führungskräften wendet sich Wenzel an Headhunter. Die bekommen dann schon ziemlich genaue Angaben, wo sie mal gucken sollten. Ich frage gezielt nach Netzwerken, die zur Mitarbeitersuche genutzt werden und erfahre, dass Veolia hin und wieder auch Mitarbeiter übers „Hörensagen“ findet: „Die Branche ist ziemlich klein und wenn irgendwo jemand wechseln möchte, dann bekommt man das mit.“ Außerdem gibt es ein „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ Programm: „Bei erfolgreicher Vermittlung zahlen wir eine Prämie.“

Wenzel selbst arbeitet seit fünf Jahren bei Veolia und hat sich in seinem Berufsleben grob geschätzt etwa 30 mal beworben. In dem Podcast-Interview habe ich ihm gleich drei Hörerfragen gestellt: Wie viel Wert legen Sie auf die farbliche Gestaltung von Bewerbungen? Wie sieht es mit Quereinsteigern aus? Und: Wie sind Ihre Erfahrungen mit den Nachhaken bei Absagen?  Außerdem sprechen wir über Arbeitszeugnisse, Jobwechsel über 50 und klassische Fragen im Vorstellungsgespräch.

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Nicht vergessen: Als kleines Dankeschön für die kostenlosen Beiträge und Podcasts freue ich mich über Bewertungen bei iTunes. Und natürlich auch über nette Kommentare.

Falls Sie auf der Suche nach einem neuen Job sind (oder mal waren) und Fragen haben, die Sie gerne einem Personalchef oder Geschäftsführer stellen möchten, dann schreiben Sie sie einfach in das Kommentarfeld unter diesem Artikel. Ich nehme die Frage/n dann zum nächsten Interviewpartner mit.